Städtebaulich-Freiraumplanerisches und Architektonisches Gutachterverfahren Grossenbaum am See - Buscher Strasse
Das neue Viertel am Grossenbaumer See ist der Auftakt des Baugebiets in Duisburg Grossenbaum
und bildet den Übergang zum Landschaftsschutzgebiet. Die öffentlichen Räume im
Quartier stehen in axialem Bezug zum See und betonen die einmalige Qualität dieses Ortes.
Die neue Bebauung fügt sich einerseits selbstverständlich in die offene Bauweise der Umgebung
ein und setzt einen angemessenen Endpunkt zum Quartier im Übergang zur Landschaft.
Dabei schafft sie ein hochwertiges Umfeld für Wohnen und Arbeiten sowie einen urbanen
Platzraum samt Café mit Aussicht und einen Supermarkt am Ende der Remberger Strasse.
Den räumlichen Auftakt bildet der „Grossenbaumer Platz“, ein öffentlicher Platz am Eingangspunkt
des Quartiers in Richtung See. An diesem Platz befinden sich die öffentlichen Nutzungen
des Quartiers: die KiTa, die Versorger, die Mobilitätsstation und eine Eisdiele mit Ausblick. In
den Obergeschossen am Ende der Remberger Strasse befinden sich Wohnungen. An der Seite
des Platzes - mit Blick auf das Wasser - findet man Büros / Loftflächen (Arbeiten und Wohnen).
Ein Regenrückhaltebecken inmitten des Platzes wird zu einem kommunikativen, skulpturalem
Element am Eingang des Quartiers und zum Treffpunkt für alle Bewohner. Der Quartiersraum
weitet sich nach Nordwesten zu einem länglichen Quartiersplatz, der üppig begrünt und mit
Spielflächen ausgestattet ist. Dieser Quartiersplatz dient als wichtiger Orientierungs- und Erholungsraum.
Drei Wohnhöfe grenzen an den Quartiersplatz an, die jeweils eine kleine Wohngemeinschaft
darstellen. Die Hofinnenbereiche bieten Erholungs- und Spielflächen an.
Autoarmes Quartier / Parken
Das Auto im Quartier wird nur als „Gast“ betrachtet, sodass möglichst viel Raum für Grün- und
Spielflächen übrig bleibt. Fahrräder und Fußgänger bespielen den Raum. Am Grossenbaumer
Platz ist ein Mobilitätshub mit Fahrradverleih in der Nähe der Eisdiele / des Cafés direkt über
der TG platziert; das Umsteigen vom Auto oder Bus ist einfach. Acht oberirdische Stellplätze
befinden sich neben den Supermarkteingängen und erlauben kurzfristiges Parken. In der TG
befinden sich 210 Stellplätze, die sich unter dem Versorger und entlang der zentralen Achse
des Projektes erstreckt. Ein weiteres Stellplatzangebot bildet die neue Quartiersgarage mit 117
Stellplätzen als leichte Stahlkonstruktion, die später dank einer Geschosshöhe von 2,90m demontiert
oder umgenutzt werden kann. Die Zufahrten zur TG und Quartiersgarage befinden sich am
Ende der Buscher Strasse, an der südwestlichen Grundstückskante.
Nachhaltige Baukonstruktion
Die Bebauung ist mehrheitlich 3-geschossig. Die Wohnhäuser um den Quartiersplatz haben
zusätzlich ein „unechtes“ Staffelgeschoss mit großzügigen Penthäusern. Die Dachflächen sind
begrünt und mit Solarpaneelen ausgestattet. Solarenergie wird im Quartier „gemanagt und
optimiert“ - in Absprache mit dem lokalen Energieversorger.
Bauelemente wie unter anderem Fenster, Türen, Treppen und Aufzüge werden für das gesamte Projekt standardisiert.
Es soll in der weiteren Planung geprüft werden, inwiefern eine konstruktive Ausführung mit
Holzelementen als hybride Holz/Betonkonstruktion (Decken und Treppenräume in Beton) hier
gewünscht ist. Als konventionelle Alternative ist eine Ausführung als Mauerwerk / Beton-Kombination
unter Einsatz von vorgefertigten Betonelementen möglich.
Fassaden
Die Fassaden der Gebäude sind in Backstein in leicht verschiedenen Tönen ausgeführt. Die
Kleinteiligkeit des Umfelds wird dadurch und durch die offene Bauweise aufgenommen. Fenster
sind in einer warmen Metalloberfläche ausgeführt. Andere Materialien sind wiederverwendbar,
sofern möglich, und sind nach dem Cradle-To-Cradle-Prinzip gewählt.
Verschiedene Typologien
Es werden ähnlich wiederholbare Bautypen geplant, um die Detaillierung und die Ausführung
zu vereinfachen. Neben 3- und 4-Spännern werden auch neue Wohntypologien angeboten,
um der wachsenden Vielfalt der Lebensstile zu entsprechen. So werden kleine, barrierefreie
Wohnungen an einem Laubengang entlang der südwestlichen Kante im OG geplant, die sich
auch zu größeren Einheiten kombinieren lassen sowie Maisonette-Wohnungen als Stadthäuser mit Gartenanteilen oder Dachgärten.
Das lange Haus Richtung See an der Buscher Straße ist als variables Lofthaus konzipiert. Die
Obergeschosse über der Gewerbeeinheit im EG sind als Büro nutzbar oder als großzügige Lofts
mit einer einmaligen Aussicht, die sowohl Wohn- als auch Arbeitsräume beherbergen können.
Die Häuser werden so konstruiert, dass eine möglichst große Flexibilität im Ausbau gegeben
ist. Innerhalb einer festen Wohnungsgröße, definiert durch feste Wohnungstrennwände sind
Grundrissvarianten möglich. Alle Wohnungen sind barrierefrei.
Freiraum
An der Buscher Straße in Duisburg-Grossenbaum entsteht durch die Transformation des bisher
gewerblich genutzten Gebietes ein neues urbanes Quartier. Der Entwurf schafft eine neue Adresse
am Grossenbaumer See. Das im Osten befindliche Wohnquartier wird ergänzt und findet
auf dem Gelände einen städtebaulichen Abschluss.
Zentrales Element des Quartiers sind die abwechslungsreich und vielfältig gestalteten Freiräume.
Eine zentrale Platzachse mit eingebetteten Spielbereichen, dezentrale kleinere urban
gardening Zonen, Innenhöfe und Privatgärten schaffen einen lebendigen Ort zum Spielen, für
den Aufenthalt und der Kommunikation. Ein großzügiger zentraler Auftaktplatz an der Buscher
Straße bindet das Quartier an den angrenzenden Stadtraum an. Über ein differenziert gestaltetes
Wegenetz werden die verschiedenen Gebäude angebunden. Auf dem Dach des Supermarktes
bietet eine zentrale urban gardening Flächen zur Selbstversorgung an.
Um größtmöglichen Mehrwert auch hinsichtlich der Starkregenereignisse zu erzielen werden
Teilbereiche der Grünflächen als Mulden soweit abgesenkt, so dass ausreichender Stauraum
für das anfallende Regenwasser vorgehalten wird.
Die Kindertagesstätte erhält einen abgegrenzten eigenen Außenbereich. Über Fußwege wird
das Quartier zudem nach Norden und nach Westen mit der Umgebung vernetzt.
Mittels eines starken Baumbesatzes aus sogenannten „Zukunftsbäume“ wie Schnurbaum, Amberbaum,
Hopfenbuche und Sumpfeichen entsteht ein insgesamt grünes, ganzjährig attraktives Stadtquartier.
Alle Gebäude bekommen zudem grüne Vorzonen zur räumlichen Distanz.
Die Dachflächen werden extensiv begrünt.
Im Team mit:
studio grüngrau, Düsseldorf - Landschaftsarchitektur
Preisgericht, März 2022: 1. Preis